Editorial

Dr. Axel Cron
Chief Investment Officer

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

die erste Novemberhälfte brachte bedeutsame Erkenntnisse in einem ohnehin nicht gerade ereignisarm zu nennenden Jahr hervor. First things first: Bereits früh in der Wahlnacht realisierten die stets wachsamen Investoren, dass die erwartete „blaue Welle“ wohl ausbleiben dürfte. Während der Markt für US-Staatsanleihen unmittelbar nach dem unerwarteten Erfolg Trumps in Florida ein von den Demokraten intendiertes umfassendes Fiskalpaket auspreiste, signalisierte der sprunghafte Anstieg des NASDAQ eine nun wohl ausbleibende stärkere Regulierung von „Big Tech“.

Kaum hatten die Anleger dieses nicht ganz erwartungskonforme Wahl-Ergebnis verarbeitet, lieferte die Veröffentlichung von zuversichtlich stimmenden Studiendaten zu einem Vakzin-Kandidaten weiteren Treibstoff. Diesmal allerdings profitierte die zweite Reihe des Aktienmarktes – jene Unternehmen, die stärker an der Realwirtschaft hängen und entsprechende Bewertungsabschläge aufweisen. Die Treasury-Renditen stiegen dagegen wieder auf das Niveau, das sie zu Beginn der Wahlnacht eingenommen hatten. Die mit einem Male greifbare Lösung zur Beendigung der Corona-Krise eröffnet schließlich völlig neue Perspektiven. Die heute im Vergleich zum Monatsanfang realisierten Bewertungsaufschläge stehen somit auf einem soliden Fundament.

Eher struktureller Art sind die Arbeiten an dem neuen 5-Jahres-Plan Chinas. Um wie beabsichtigt das Pro-Kopf-Einkommen bis 2035 zu verdoppeln und damit die gewaltige Lücke zu den High-Income-Ländern wenigstens ansatzweise zu schließen, sind tatsächlich gewaltige Anstrengungen erforderlich, aber auch jede Menge „Goodwill“ der übrigen Welt. Ein dialogbereiter US-Präsident ist hier auf jeden Fall hilfreich. Nicht zu unterschätzen sind sicher auch die Fernwirkungen des soeben geschlossenen asiatisch-pazifischen Freihandelsabkommens.

Die Chancen auf weitere steigende Aktienkurse sind aufgrund der jüngsten Ereignisse zweifelsfrei gestiegen. Ebenso zugenommen hat auch die Gefahr von Fehlbewertungen und spekulativen Exzessen. Vorerst werden die Kapitalmärkte im Zuge der gerade angelaufenen „Rotation“ neue Themen suchen.

Ihr 

Dr. Axel Cron

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