Tech-Superzyklus möglich

Dr. Axel Cron
Chief Investment Officer

Warum Fantasie und Storys künftig mehr Bedeutung haben als Zins und Inflation, erklärt CIO Dr. Axel Cron.

US-Wahlen und Impfstoff waren zwei wichtige Themen im November – auch für die Kapitalmärkte?
Das Wahlergebnis nimmt große Unsicherheiten. Die neue Richtung in der Politik ist nun vorgegeben. Noch wichtiger war jedoch die Ankündigung, dass wahrscheinlich bald ein Corona-Impfstoff an den Start gehen kann. Dies ändert zwar nichts an der derzeitigen Pandemie-Lage, aber es verändert die Erwartungsbildung von Konsumenten, Unternehmern, Investoren und hat die Aktienmärkte angetrieben.

Haben die Märkte überreagiert?
Die Kapitalmärkte haben die positiven Ereignisse in Echtzeit verarbeitet. Die Bewertungen, vor allem für US-Tech-Werte, sind sehr ambitioniert. Allerdings müssen die Aktien bei dem derzeitigen Zinsniveau noch nicht einmal zu teuer sein. Die Gefahren nehmen zwar zu, eine schnelle Bereinigung am Aktienmarkt erwarten wir jedoch nicht. Dafür ist zu viel Kapital unterwegs, das nach Chancen sucht. Die Aktienbewertung wird schwieriger, solide Kapitalmarktthemen wie Zins, Notenbankpolitik oder Inflation verlieren hierfür an Bedeutung. Stattdessen werden Ereignisse und die Fantasie der Anleger wichtiger.

In welchen Bereichen sehen Sie derzeit solche Anlegerfantasie?
Wir sehen weiterhin die relative Stärke Asiens. Dort ist hohes Wachstum zu erwarten, nicht nur demografisch bedingt, sondern auch durch die Umstellung der Volkswirtschaften. Daneben bleibt der Technologiebereich interessant. Die Unternehmen haben ihre Bewährungsprobe gut bestanden und sich einen Glaubwürdigkeitsvorsprung erarbeitet, müssen sich aber weiterentwickeln. Der Tech-Superzyklus kann noch Jahre anhalten.